Als ich von dem Besuch im Cultural Village zurück gekommen bin, hat mir der nette Mann, welcher das Guesthouse leitet, eine Tour zu einem Langhaus für den folgenden Tag besorgt. Im Grunde genommen gibt es nur eine Straße, welche von Kuching hinauf nach Brunei führt. Wir sind bereits seit vier Stunden auf dem, größten Teils in gutem Zustand befindlichen, Highway unterwegs und biegen nun in einen schmalen staubigen Feldweg ein, der uns nach kurzer Zeit zum "Sungai Skrang" bringt, wo schon ein Langboot auf uns wartet. Das Langboot ist das Haupttransportmittel der hier ansässigen Menschen. Es wird komplett aus Holz gefertigt, ist nur etwa 50 cm breit und der Boden ist aus dem sehr harten "Ironwood" gefertigt, da es immer wieder vorkommt, dass der Rumpf des Bootes über eine Kiesbank schrammt. Am Heck befindet sich ein Außenborder mit 50 PS, der dem Boot eine atemberaubende Beschleunigung verleiht, was bei der an einigen Stellen herrschenden starken Strömung auch notwendig erscheint.

Nicht mal eine Stunde stromaufwärts

durch malerische Landschaft, im Schatten der riesigen Bäume, erreichen wir das Langhaus der Iban. Ich habe nicht erwartet, hier ein Langhaus vorzufinden, das dem Nachbau im Cultural Village entspricht, oder das alle 200 bis 300 Bewohner des über 150 Meter langen Longhouse ihre traditionellen Gewänder tragen, und das wir die einzigen Touristen sind, ist bei der Tatsache, dass fast alle geführten Langhaus - Touren in dieses Gebiet führen, auch sehr unwahrscheinlich. Ich war deshalb nicht verwundert oder gar enttäuscht, als ich schon von Weitem das Wellblechdach erkannte, welches jetzt das arbeitsaufwendige Palmdach ersetzt. Oder als mir bei der Ankunft mehr als zehn Touristen "Hallo" sagen. Wir werden in unsere Unterkunft gebracht, ein eigenes kleines Langhaus, das extra für die Besucher errichtet wurde. Schon kurze Zeit später, ich hatte noch nicht einmal mein Nachtlager eingerichtet, erschien der Headman und lud uns zum "Willkommenstanz" ins Langhaus ein.

Die traditionellen Tänze

werden von einem Gamelan Orchester begleitet, das die weiblichen Dorfbewohnern bilden. Erst das Auftauchen von immer mehr Besuchern veranlasste die Dorfbewohner dazu, die in Vergessenheit geratenen Tänze und Bräuche wieder ins Leben zu rufen. Die Geschenke, welche wir unserem Gastgeber mitgebracht haben, werden gerecht unter den Dorfbewohnern aufgeteilt. Zigaretten bekommen die Männer, Malstifte, Hefte und Kugelschreiber die Kinder, Kleidungsstücke werden nach der Größe vergeben. Ich finde es schade, dass immer noch jede Menge Süßigkeiten mitgebracht werden. Aber auch darüber freuen sich - nicht nur die Kleinen, auch die alte Generation langt kräftig zu.

Die Kinder

welche die Schule besuchen, kommen nur am Wochenende ins Langhaus. Die Schule ist in der nächst größeren Stadt, welche angesichts der schlechten Verkehrswege eine tägliche Fahrt nicht ermöglicht. Auch viele junge Männer, wie etwa unserer Guide, bleiben für längere Zeit in der Stadt zum Arbeiten und kommen nur zu besonderen Anlässen zum Langhaus zurück. Aus diesem Grund sind im Augenblick auch nur etwa die Hälfte der Einwohner anwesend.

Mit unserem Guide und dem Urenkel vom Headman verbringen wir den Abend. Purama erzählt dann auch, nachdem wir die dritte Flasche Tuak getrunken haben, dass die Totemschädel im Langhaus die Jagdtrophäen des Häuptlings sind. Noch nach dem zweiten Weltkrieg wurden Konflikte zwischen den Stämmen mit Headhunting aus der Welt geschafft. Von offizieller Stelle wurde das Headhunting schon mit Ende des vergangenen Jahrhunderts eingestellt. Nach der ich weiß nicht wievielten Flasche Tuak hat sich Junior Headhunter von uns verabschiedet und ist durch das hohe Gras zum Langhaus gelaufen, in sein kleines, abgetrenntes Zimmer.

Nach einem tollen Frühstück, welches unserer Guide zubereitete, machen wir uns zusammen mit dem Headhunter, dem Häuptling des Langhauses, auf den Weg in den Urwald. Er zeigt uns, wie der Kautschuk aus der aufgeschnittenen Rinde des Baumes rinnt und in einem Bambusgefäß aufgefangen wird, erklärt uns die heilende Wirkung verschiedener Pflanzen, welche der Medizinmann verwendet (manchmal greift auch der Medizinmann bei Kopfschmerzen zu einem Aspirin, wenn er am Vortag zuviel Tuak getrunken hat), wie man aus den Fasern der Liane Seile herstellt, man mit dem Blasrohr erfolgreich Vögel jagt, zum Verzehr geeignete Pflanzen, und wie man Fallen für Vögel und Eber baut. Irgendwann gelangen wir auch wieder zum Fluss, wo unser Schnellboot schon wartet, das uns zurück zu unserem Ausgangspunkt bringt, wo wir das Auto abgestellt haben. - Toll organisiert!

Auf der Rückfahrt nach Kuching hat es keine besonderen Vorkommnisse gegeben, außer dem seltsamen Geräusch von einem der Räder. Angesichts des Alters von unserem Vehikel beunruhigt mich dies zuerst nicht besonders, denn es kommen aus allen Ecken der Karosse eigenartige Geräusche. Erst als das Klackern lauter wird, es hört sich jetzt an als würden wir jeden Augenblick eines der Räder verlieren, mache ich mir schon etwas Sorgen um die Fahrtüchtigkeit und um unsere Sicherheit.

Auf mein Bitten hin

halten wir am Straßenrand um die Ursache zu finden. Zuerst überprüfen wir den Sitz der Radmuttern, können jedoch nichts ungewöhnliches erkennen. Ich zerre noch an den Rädern, die zeigen aber kein abnormales Spiel. Ich mache den Vorschlag neben dem fahrenden Auto herzulaufen, um das Geräusch besser orten zu können. Wenn auch vorbeifahrende Menschen recht fragwürdig auf unsere Seite starren, so zeigt unsere Methode doch Erfolg und ich kann erkennen, dass sich die Lauffläche des hinteren Reifens bereits teilweise abgelöst hat und der Gummi bei jeder Umdrehung auf den Asphalt schlägt. Nachdem wir das Ersatzrad montiert haben, das weniger als Null Profil aufweist, und deshalb auf dem nächsten Rastplatz einen neuen Reifen auf die Felge gezogen haben, kann unsere Fahrt in Richtung Kuching weitergehen.

Am späten Nachmittag erreichen wir wohlbehalten Kuching, wo wir von unserer Guide wieder am Hostel abgesetzt werden. Ich gönne mir nach diesen anstrengenden Trip erst einmal eine kleine Pause, bevor ich in die Stadt laufe, wo ich mich nach einer günstigen Verbindung erkundige, die mich nach Sibu bringt.