COLE LAUSON

Um Sechs aufstehen, die Sachen in den Rucksack stecken, ausgiebig frühstücken, und um Acht geht’s dann auf den Trail. Eigentlich dachte ich, dass ich ein Teil des heutigen Wegs zusammen mit dem Iraner bestreiten kann, mit dem ich mich gestern unterhalten hatte, aber er war gleich nach dem Frühstück verschwunden, obwohl sein Rucksack noch im Zimmer war.

Ich bin nicht weit gekommen, denn nach einer halben Stunde habe ich einige Murmeltiere aus ihren Erdlöchern lugen sehen. Während ich mich mit meiner Kamera und dem Stativ auf einem Felsen postierte, passierte mich eine Gruppe nach der Anderen. Ich glaube die meisten von ihnen haben die süßen Tierchen nicht einmal wahrgenommen, geschweige denn ich trolliges Spiel beobachtet. Es ist Samstag und viele Italiener verbringen das Wochenende in diesem Gebiet, das zu Recht den Namen „Gran Paradiso“ trägt. Nachdem ich mich fast eine Stunden mit den Murmeltierchen beschäftigte habe ich mich als Letztes auf den Weg zu dem Pass gemacht. Im Gegensatz zu Gestern, wo ich mehrmals von Regen und auch Schnee überrascht wurde, haben wir heute ein Traumwetter erwischt.

Bis zum Colle Lauson übernahm ich trotz meiner schmerzenden Fersen wieder die Führung, und so blieb mir Zeit, mich mit meiner Kamera in Position zu bringen, um das folgende, das letzte schwierige Wegstück über den Pass, das über eine Schneefläche führt, an der die jüngeren Bergsteiger von ihren Vätern angeseilt werden, auf Film festzuhalten.

Nach dem Pass geht es in einen trostlosen Kessel aus Geröll. Der schmale Pfad windet sich in endlosen Serpentinen hinunter in eine Region, in der wieder Flechten, Gras und Blüten in den herrlichsten Farben die Steine bedecken. Zahlreiche Wasserfälle stürzen tosend Hunderte von Metern in die Tiefe und sammeln sich zu Bächen und reißenden Flüssen, die immer wieder überquert werden müssen.

Zwei Stunden nach der Überquerung des Passes tauchen die ersten knorrigen Bäume auf, und der Boden in dem Lichten Wald ist von Rhododendren bedeckt, deren Blüten mich in einem strahlenden Rosa anscheinen.

Der Zeltplatz von Port erinnert mich an eine Zirkus. Hunderte von Leuten, und wie ich fast befürchtete, ist im Refugio kein Platz mehr frei, und ich werde diese Nacht unter freiem Himmel verbringen. Mit etwas Glück bleibt mir der Regen erspart, doch selbst in dieser Höhe von etwa 2000 Metern werden die Nächte empfindlich kalt. Ich denke zurück an den heutigen Morgen, wo eine hauchdünne Schneeschicht den Boden um das Refugio bedeckte, und in den Bächen Eiszapfen auf die Temperaturen der Nacht schließen ließen.

PORT

Kurzer Aufstieg bis zum Pass Col del Nivolé. Dann wunderbare Hochebene umgeben von Gipfeln, die mit strahlend weißen Kappen überzogen sind. Wasserfälle tosen Hunderte von Metern die senkrechten Felswände herab, und durchziehen die Ebene mit Bächlein und kleinen Flüssen soweit der Blick reicht.

Als ich die Straße erreichte, die zu meiner geplanten Unterkunft führt, hat mich fast der Schlag getroffen, als ich die Massen von Blechkarossen sah.

Auch im Rif. Citta di Chivasso war die Hölle los, aber wie mir der Hüttenwirt erklärte, haben sie heute eine besondere Feier. Die Hütte besteht seit 50 Jahren, und zu diesem Anlass sind alle vom Italienischen Alpenverein aus dieser Gegend eingeladen und eine Messe wird abgehalten, nach der es reichlich zu Essen und zu Trinken gibt, wozu ich auch herzlich eingeladen bin. Nach kurzer Zeit werde ich auch von der Gruppe aufgenommen, zu Wein eingeladen. Besonders angetan von mir war ein kleines Mädchen, das mir alles von sich erzählte. Wegen meiner „perfekten“ Italienischkenntnisse war ich auf die Hilfe eines Translators angewiesen.

MT. TAOU BLANC

Beim Aufstieg habe ich an den Hängen der Hochebene, die durch einige mehr oder weniger große Seen aufgelockert wird, mehrere Murmeltiere gesehen. In dieser Hochebene, die sich bestimmt über mehr als zwei Kilometer erstreckt geht es ständig Auf und Ab, bis man in einen kleinen Kessel gelangt, der von einem Schneefeld bedeckt ist. Nachdem man das Schneefeld überquert hat geht es nur noch steil hinauf, bis zu einer kleinen Ebene des Col de Leynir auf 3984m. Ab hier geht es wieder ziemlich steil den Grat des Mt. Taou Blanc hinauf. Ab jetzt sollte man aufmerksam den Verlauf des Weges beachten, und sich die zurückgelegte Strecke einprägen, oder markieren. Es gibt hier viele Pfade, oder etwas, das erscheint wie einer, aber nur von Gemesen genutzt wird, deren „Schuhwerk“ perfekt für dieses Gelände ausgerüstet ist, und sie bestreiten Wege, die unserer Spezies ohne Seil und Haken nicht zuzumuten sind. Mir ist es so ergangen, als ich

FLORA IM GRAN PARADISO

Leontopodium alpinum

Rhododendron ferrugineum

Pinguicula alpina

Primula farinosa

Gentiana kochiana

Soldanella alpina

Sempervivum grandiflorum

Orchis mascula

FAUNA

Ballerina bianca Motacilla alba

Gracchio corallino Pirrhocorax pyrrhocorax

Picchio verde Picus viridis

Gheppio Falco tinnuculus

Gipeto Gypactus barbatus

Aquilia reale Aquilia chrysàetos

Grucchio commune Pyrchocorax graculus

Camoscio Rupicapra rupicapra

Stambecco femmina Capra ibex

Stambecco delle Alpi Capra ibex

Marmotta Marmota marmota

Vipera commune Vipera aspis

Ermellino Mustele erminea

Civetta cupogrosso Aegolius funereus

ABSTIEG

Vom Rif. Citta di Chivasso geht es zuerst einmal auf der Asphalt- Straße ein paar Serpentinen hinunter bis zu einem kleinen See, an dem derPfades beginnt, der einem auf dem Weg nach Ceresole, hinunter zum Stausee, den harten Asphalt und den stinkigen Diesel erspart.